17 Tage in Spanien unterwegs

Bisher war Wandern eigentlich keine Leidenschaft von mir. Trotzdem fand ich die Idee, mit dem Rucksack durch Spanien zu wandern, sehr faszinierend. Als ich dann von einer Freundin eingeladen wurde, mit ihr und ihren vier Kindern im Sommer 2015 eine Pilgerreise zu starten, war ich sofort dabei. Erst war es eine schöne Idee, als jedoch die Busfahrt von Duisburg nach Irun gebucht war, gab es kein Zurück mehr.

Der Artikel ist auch in der Druckausgabe des Gemeindemagazins HERein nachzulesen!

Lilian und ihre Mitstreiter auf dem Weg nach Santiago.

Lilian und ihre Mitstreiter auf dem Weg nach Santiago.

Entstanden ist der Brauch des Pilgerns auf Grund einer Legende, die besagt, dass der Leichnam von Jakobus nach seinem Tod auf einem Schiff nach Spanien transportiert und dort begraben worden sein soll. Weiter erzählt man sich, dass der Geist von Jakobus erschienen, und die Christen im Kampf gegen die Mauren zum Sieg geführt hat. Als der Leichnam dann später ausgegraben wurde, baute man dort eine Kirche und es entstand die Stadt Santiago de Compostela, das heutige Ziel der Pilgerreise. Im Gegensatz zu den ersten Pilgern sind heutigen Tags die meisten Pilger nicht aus religiösen Gründen unterwegs und wir haben Menschen aus vielen Ländern und Kulturen getroffen und kennengelernt.

Mit Kindern im Alter von 8 bis 15
Am 30. Juni ging es los und nach 19 Stunden hielt der Bus um 5 Uhr morgens am Bahnhof in Irun, von wo aus wir nur sechs Km zur ersten Herberge laufen mussten. Wir hatten für den ersten Tag bewusst eine kurze Strecke gewählt, da wir während der Busfahrt alle wenig Schlaf bekommen hatten und um den Kindern eine kleine Eingewöhnungsphase zu gönnen. Die Kinder sind im Alter von 8 bis 15 Jahren und obwohl sie die ganze Sache sehr aufregend fanden, schwankte die Stimmung zwischen Sorge über die bevorstehende Anstrengung  und der Vorfreude. In den Wanderführern, die wir uns besorgt hatten, sind alle Herbergen und auch meist einige andere Unterkünfte mit genauer Beschreibung aufgeführt.
Der Tagesablauf sah an den meisten Tagen ähnlich aus. Wir sind so früh wie  möglich aufgestanden, um noch vor der größten Hitze mindestens die Hälfte der Strecke zu schaffen. In manchen Herbergen wird ein im Preis integriertes Frühstück angeboten,  das grundsätzlich aus einem Stück Baguette und süßem Brotaufstrich besteht. An den Tagen, an denen wir uns selbst um das Frühstück kümmern mussten, sind wir morgens direkt gestartet und haben erst nach einigen Kilometern eine Pause gemacht.
Besonders lecker fand ich die geräucherte Wurst, die wir uns meist in einer Metzgerei holten. Trotzdem kauften wir jeden Tag nur das Nötigste ein, um unser Gepäck so leicht wie möglich zu halten. Der weitere Ablauf des Tages hing sehr von unserer Motivation ab. An manchen Tagen sind wir schon zur Mittagszeit in der nächsten Herberge angekommen, an anderen erst am späten Nachmittag.  Die Herbergen haben meist sowieso bis etwa 16 Uhr geschlossen, um zu putzen und sich auf den nächsten Anflug an müden Pilgern vorzubereiten.

Nach dem Tagespensum an den Strand
An manchen Tagen haben wir absichtlich kurze Wanderstrecken gewählt, besonders wenn wir wussten, dass uns ein schöner Strand erwartet. Dann sind wir, nachdem wir uns Betten für die Nacht gesichert hatten, direkt an den Strand gegangen, um dort bis zum Abendessen zu bleiben.
In vielen Herbergen oder benachbarten Restaurants wird ein sogenanntes Pilgermenü angeboten,  das aus einem ziemlich großen Drei-Gänge-Menü besteht und wozu Wasser oder Wein angeboten wird. Nach dem Abendbrot wurde dann noch kurz die Strecke für den nächsten Tag besprochen und danach fielen wir todmüde in unsere Betten. Am 17. Juli ging es dann für mich wieder zurück nach Herne, während die anderen noch eine Woche länger unterwegs waren.

400 km geschafft
Wir haben etwa die Hälfte der Route nach Santiago geschafft und ich könnte mir gut vorstellen, die restlichen 400 km zum Ziel irgendwann in der Zukunft in Angriff zu nehmen. Trotz der körperlichen Anstrengungen während der Reise fühlte ich mich doch sehr ausgeglichen, als ich wieder zu Hause war. Auch wenn ich den Camino nicht aus Glaubensgründen angetreten bin, fühlte ich mich während der Reise bewahrt und war von der wunderschönen Landschaft überwältigt. Diese Erfahrung war sehr bereichernd und ich bin Gott sehr dankbar.
Text: Lilian Penner Martens

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