Endlich! Nach vielen Monaten des Betens, Ringens, Abwartens und Verhandelns ist der Kaufvertrag endlich in trockenen Tüchern. Der Schulhof gehört uns! In einem Gespräch mit Pastor Alexander Zeeb wollen wir noch mal zurückblicken, rekapitulieren, Bilanz ziehen und nach vorne schauen.
Uns interessiert vor allem: Was passiert mit dem Hof? Was ist mit dem Gebäude? Wie geht es weiter!
Am 28. September unterzeichnet unsere Gemeinde den Vertrag, der den Kauf des Nachbargrundstückes und des abzureißenden Gebäudes besiegelt. Was waren deine Gedanken, als dir klar wurde: Der Kauf wird tatsächlich Realität!
Alexander Zeeb: Jetzt wird es ernst.
Warum ist der Erwerb dieser Immobilie so wichtig für unsere Gemeinde? Warum habt Ihr auf die Anzeige der Stadt Herne reagiert?
Alexander Zeeb: Viele Jahre konnten wir mit der Einwilligung der Stadt den Innenhof der Schule für unsere Kindergruppen und einige Gemeindeveranstaltungen wie z.B. das Hoffest nutzen. Als wir von den Absichten der Stadt erfahren haben, das alte Schulgebäude zu verkaufen, war uns sofor klar, dass diese günstige nachbarschaftliche Lage sich sehr schnell ändern kann. Zum Glück kam es dann doch anders. Wir hatten Zeit und konnten als ganze Gemeinde für diese wichtige Entscheidung reifen. Nach anfänglicher Sorge um den Verlust des Innenhofes der Schule wuchs mehr und mehr die Sicht für eine einmalige Gelegenheit. Unser Gemeindezentrum, vor einigen Jahren renoviert und mit einem Anbau versehen, kann um ein großes, zentral und verkehrsgünstig gelegenes Grundstück erweitert werden! Das Gemeindeleben kann dadurch neue Impulse und Entfaltungsmöglichkeiten erfajrem und sich weiterentwickeln!
Der Prozess des Verhandelns dauerte ganz schön lange. Welches waren die externen Hindernisse, die zu überwinden waren?
Alexander Zeeb: Wenn ein städtisches Grundstück veräußert wird, sind bestimmte Verwaltungswege einzuhalten. Das dauert dann schon länger als bei einem Privatverkauf. Hier waren beide Parteien keine Privatpersonen, sondern eine Kirchengemeinde und eine Stadt, die ihre zuständigen Gremien informieren und ihre Zustimmung erhalten mussten. Anfänglich lagen die Preisvorstellungen der Stadt und auch anderer Interessenten weit auseinander. Dass die Stadt in ihrer schwierigen finanziellen Lage versucht, den besten Preis zu erzielen, ist verständlich. Auch wir als Gemeinde haben Zeit gebraucht und bekommen, um für diese Entscheidung zu reifen und sie ohne Druck vorzubereiten. Diesen Umstand sehen wir als ein Geschenk und als Gottes gute Führung an. Die Zustimmung unseres Gemeindebundes musste ebenfalls eingeholt werden. Wichtige Unterlagen (Haushaltsabschlüsse, Kostenvoranschläge, Finanzierungsangebote) mussten vorbereitet, eingereicht und vom Bund geprüft werden. Hinzu kommt, dass die dafür zuständigen Gremien des Bundes nur etwa viermal im Jahr tagen. Die Zustimmung unseres Gemeindebundes liegt im Übrigens seit Anfang 2017 bereits vor. Der Stadtrat der Stadt Herne hat seinerseits im Mai 2017 dem Verkauf des Grundstücks zugestimmt.
Am Verhandlungstisch sitzen immer Personen. Auch von der Seite beteiligen sich Menschen mit Rat und Tat. Welche Menschen würdest du hervorheben?
Alexander Zeeb: Zunächst möchte ich mich bei unserer ganzen Gemeinde bedanken. Wie sie mit dieser überaus weitreichenden Entscheidung umgegangen ist, zeugte von ihrer Reife und Gottvertrauen. Die Entscheidung für den Erwerb des Grundstücks wurde in konstruktiver Aussprache und mit einer sehr großen Zustimmung der Gemeinde getroffen. Ebenso bedanken will ich mich bei den Mitgliedern der Gemeindeleitung, die als ganze diesen Prozess sehr unterstützt und mitgestaltet hat.
Namentlich möchte ich besonders unseren Kassenverwalter Andreas Kehl erwähnen, der viel Zeit für die Sicherung der Finanzierung durch persönliche Gespräche in der Gemeinde und mit den Banken investiert hat. Sehr dankbar bin ich für die Unterstützung von Heimo Kadelka, der mich mit seinem kaufmännischen Wissen und seiner gewinnenden Art bei allen Gesprächen mit den Gesprächspartnern der Stadt unterstützt hat. Seitens der Stadt Herne möchte ich mich beim Herrn Rainer Overath vom Fachbereich Stadtentwicklung und Bürgermeister Erich Leichner bedanken.
Wie konnte den Gemeindemitgliedern der Erwerb der Immobilie schmackhaft gemacht werden, schließlich geht es ja um jede Menge Geld.
Alexander Zeeb: Ja, das stimmt. Anfänglich war die Reaktion auf die Pläne bei vielen eher verhalten. Die Entscheidung für den Kauf des Grundstücks musste reifen. Zum Glück hatten wir für diesen Entscheidungsprozess genügend Spielraum. So konnten wir uns der Entscheidung Schritt für Schritt annähern. Die potenziellen Interessenten und möglichen Kooperationspartner sprangen im Laufe der Zeit ab. Die Anfrage für den Kauf eines Teils des Grundstücks wurde seitens der Stadt abgelehnt. So stellte sich die Fragen, ob wir es wagen würden, das ganze Grundstück zu kaufen.
Ich glaube, dass die positive Erfahrung mit dem großen Umbau und der Renovierung des Gemeindezentrums zum 100-jährigen Jubiläum der Gemeinde (vor 12 Jahren) bei dieser Entscheidung eine Hilfe war. Die Herausforderung war damals um einiges größer. Es ging um viel mehr Geld. Heute bereut niemand diese Entscheidung, und wir alle freuen uns über die hellen und einladenden Räume, die der Gemeinde zur Verfügung stehen.
Schließlich war die Sicht, dass der Erwerb des Nachbargrundstücks für die Gemeinde eine einmalige Gelegenheit ist, für den Kauf ausschlaggebend. Die günstigen Zinsen und der im Laufe der Zeit gesunkene Preis haben die Entscheidung erleichtert. Natürlich kostet das Grundstück viel Geld, und die Finanzierung ist nur möglich, wenn viele sich mit ihren Spenden an der Finanzierung beteiligen. Die großen Summen wirken aber nicht so erschreckend, wenn man sie auf die Zahl der Gemeindeglieder runterbricht. Die Reaktion der Gemeinde war sehr ermutigend. Viele Einzelspenden, einige davon auch höher, sowie die Zusagen vieler Mitglieder, monatlich zusätzlich eine bestimmte Summe zu spenden, haben die Entscheidung für den Kauf erleichtert. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen der Gemeindeleitung bei allen Spendern ganz herzlich bedanken.
Es wurden mehrere Alternativen verhandelt. Die Rede war von der Errichtung einer Kita, vom altengerechten Wohnen etc. Wie ist der aktuelle Stand? Was soll mit dem Haus und mit dem Grundstück passieren?
Die Errichtung einer Kita war vor allem im Gespräch, als ein möglicher Kooperationspartner sich für den Kauf des Grundstücks interessierte. Generationenübergreifendes und gemeindenahes Wohnen ist auch eine Option, die viele Befürworter findet. Konkrete Planungen gibt es noch nicht. Der Hauptgrund dafür: Unsere Finanzen lassen es nicht zu, unmittelbar nach dem Kauf des Grundstücks mit einem Bauprojekt zu starten. Wichtig ist, jetzt das Grundstück für zukünftige Projekte zu sichern.
Welches sind die nächsten Schritte, die zu gehen sind?
Alexander Zeeb: Als nächster Schritt wird sein, das alte Schulgebäude abzureißen und das Grundstück so einzurichten, das das Gemeindeleben sich auf dem Grundstück entfalten und dadurch neue Impulse bekommen kann. Die kleine Turnhalle soll erhalten bleiben. Wir erleben, dass der Winterspielplatz unserer Gemeinde sich großer Beliebtheit erfreut. Vielleicht lässt sich daraus ein Angebot für die Familien auch in den Sommermonaten ableiten. Außerdem kann man ohne großen Aufwand den Innenhof für Kinder- und andere Gruppen besser ausstatten. Für das Hoffest und ähnliche Veranstaltungen steht dann mehr Platz zur Verfügung.
Das Interview führte Horst Martens
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